Unabhängiger Verwaltungssenat
des Landes Oberösterreich
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VwSen-108492/2/Bi/Be

Linz, 27.08.2002

VwSen-108492/2/Bi/Be Linz, am 27. August 2002

DVR.0690392

E R K E N N T N I S

Der Unabhängige Verwaltungssenat des Landes Oberösterreich hat durch sein Mitglied Mag. Karin Bissenberger über die Berufung des Herrn S W, S, L, vom 8. August 2002 gegen den "Ladungsbescheid zur mündlichen Verhandlung im Verwaltungsstrafverfahren" des Polizeidirektors von Linz vom 26. Juli 2002, S-27.022/02 VS1, in Angelegenheit zweier Übertretungen der Straßenverkehrsordnung 1960 zu Recht erkannt:

Die Berufung wird als unbegründet abgewiesen.

Rechtsgrundlage:

§ 66 Abs.4 AVG iVm § 24 VStG

Entscheidungsgründe:

1. Der in der Präambel angeführte Ladungsbescheid wurde laut Rückschein nach zwei erfolglosen Zustellversuchen am 30. und 31. Juli 2002 mit Beginn der Abholfrist 1. August 2002 beim Postamt 4020 Linz hinterlegt und vom Rechtsmittelwerber eigenhändig übernommen, was dieser mit seiner Unterschrift bestätigt hat.

2. Gegen den genannten Ladungsbescheid richtet sich die rechtzeitig eingebrachte Berufung, über die der Unabhängige Verwaltungssenat des Landes Oberösterreich durch das nach der Geschäftsverteilung zuständige Einzelmitglied zu entscheiden hat (§ 51c VStG). Die Anberaumung einer öffentlichen mündlichen Berufungsverhandlung erübrigte sich (§ 51e Abs.3 Z4 VStG).

3. Grundlage für den genannten Ladungsbescheid ist die Verkehrsunfalls-Anzeige des GP St. F vom 26. Juni 2002, wonach der Rechtsmittelwerber verdächtigt wird, Verwaltungsübertretungen nach der Straßenverkehrsordnung 1960 begangen zu haben. Das Verfahren wurde gemäß § 29a VStG von der Tatortbehörde (Bezirkshauptmannschaft Linz-Land) an die Wohnsitzbehörde (BPD Linz) abgetreten. Die konkreten Tatvorwürfe sind im Ladungsbescheid umschrieben.

4. Der Unabhängige Verwaltungssenat hat in rechtlicher Hinsicht erwogen:

Gemäß § 40 Abs.1 VStG hat die Behörde dem Beschuldigten Gelegenheit zu geben,

sich zu rechtfertigen, wenn sie nicht schon auf Grund der Anzeige oder der darüber gepflogenen Erhebungen von der Verfolgung absieht. Gemäß § 40 Abs.2 VStG kann die Behörde den Beschuldigten zu diesem Zweck zur Vernehmung laden oder ihn auffordern, nach seiner Wahl entweder zu einem bestimmten Zeitpunkt zu seiner Vernehmung zu erscheinen oder sich bis zu diesem Zeitpunkt schriftlich zu rechtfertigen. Dabei ist der Beschuldigte auf sein Recht hinzuweisen, zur Vernehmung einen Rechtsbeistand seiner Wahl beizuziehen.

Gemäß § 41 Abs.1 VStG ist in der Ladung (§ 19 AVG) des Beschuldigten die Tat, die ihm zur Last gelegt wird, kurz und deutlich zu bezeichnen. Gemäß Abs.2 ist der Beschuldigte in der Ladung aufzufordern, die seiner Verteidigung dienlichen Beweismittel mitzubringen oder der Behörde so rechtzeitig anzuzeigen, dass sie zur Vernehmung noch beigeschafft werden können. Gemäß Abs.3 kann die Ladung auch die Androhung enthalten, dass das Strafverfahren, wenn der Beschuldigte der Ladung keine Folge leistet, ohne seine Anhörung durchgeführt werden kann. Die Rechtsfolge kann nur eintreten, wenn sie in der Ladung angedroht und wenn die Ladung dem Beschuldigten zu eigenen Handen zugestellt worden ist.

Gemäß § 19 AVG iVm § 24 VStG ist die Behörde berechtigt, Personen, die in ihrem Amtsbereich ihren Aufenthalt (Sitz) haben und deren Erscheinen nötig ist, vorzuladen. Gemäß Abs.2 dieser Bestimmung ist in der Ladung außer Ort und Zeit der Amtshandlung auch anzugeben, was den Gegenstand der Amtshandlung bildet, in welcher Eigenschaft der Geladene vor der Behörde erscheinen soll (als Beteiligter, Zeuge usw) und welche Behelfe oder Beweismittel mitzubringen sind. In der Ladung ist ferner bekannt zu geben, ob der Geladene persönlich zu erscheinen hat oder ob die Entsendung eines Vertreters genügt und welche Folgen an ein Ausbleiben geknüpft sind - im gegenständlichen Fall wäre das die Durchführung des Verwaltungsstrafverfahrens ohne Anhörung des Rechtsmittelwerbers.

Gemäß § 19 Abs.3 AVG hat, wer nicht durch Krankheit, Gebrechlichkeit oder sonstige begründete Hindernisse vom Erscheinen abgehalten ist, die Verpflichtung, der Ladung persönlich Folge zu leisten und kann zur Erfüllung dieser Pflicht durch Zwangsstrafen verhalten oder vorgeführt werden. Die Anwendung dieser Zwangsmittel ist nur zulässig, wenn sie in der Ladung angedroht waren und die Ladung zu eigenen Handen zugestellt war; sie obliegt den Vollstreckungsbehörden. Gemäß Abs.4 leg. cit. ist gegen die Ladung oder Vorführung kein Rechtsmittel zulässig.

Zum letztgenannten Absatz 4 ist festzuhalten, dass nach der Rechtsprechung des Verfassungsgerichtshofes verfahrensrechtliche Bescheide in Verwaltungsstrafsachen im Hinblick auf Art.129a Abs.1 Z1 B-VG ausnahmslos bei den Unabhängigen Verwaltungssenaten (UVS) in den Ländern anfechtbar sind; ein einfachgesetzlicher Ausschluss der Zulässigkeit ordentlicher Rechtsmittel könne sich verfassungskonform nur auf den normalen administrativen Instanzenzug beziehen, nicht auf die Anrufung der UVS, und schließe diese daher nicht aus (vgl VfGH v 6.10.1997, G 1393/95 ua). Im Lichte dieser Rechtsprechung sind daher auch Ladungsbescheide in Verwaltungsstrafsachen bei den UVS anfechtbar. Daraus ergibt sich die Zuständigkeit des UVS des Landes Oberösterreich im gegenständlichen Fall.

Aus der dargestellten Rechtslage ergibt sich, dass die Ladung eines Beschuldigten im Verwaltungsstrafverfahren entweder in Form der einfachen Ladung oder in Form eines Ladungsbescheides erfolgen kann. Der Ladungsbescheid im gegenständlichen Fall enthält alle erforderlichen gesetzlichen Merkmale und wurde daher rechtmäßig erlassen. Zu bemerken ist, dass die Frist von der Zustellung des Ladungsbescheides (1. August 2002) bzw der Zustellung des gegenständlichen Erkenntnisses bis zum Ladungstermin (29. August 2002) vermutlich nicht mehr einzuhalten sein wird.

Die Erstinstanz hat nun die Möglichkeit, die schriftliche Stellungnahme des Rechtsmittelwerbers (vorerst) zu akzeptieren oder einen neuen Ladungsbescheid für einen späteren Zeitpunkt zu erlassen. Auch ein solcher wäre rechtlich zulässig.

Ob nun genügend Beweise für die tatsächliche Erfüllung der dem Rechtsmittelwerber zur Last gelegten Tatvorwürfe und die Begehung der angeführten Verwaltungsübertretungen erbracht werden können oder nicht, wird das von der BPD Linz unter Bedachtnahme auf die Bestimmungen des VStG zu führende Ermittlungsverfahren zeigen, wobei die Darlegungen des Rechtsmittelwerbers entsprechend zu berücksichtigen sein werden. Sollte diese im Ergebnis zu einem Schuldspruch in einem oder in beiden Punkten gelangen, wird dieser mittels Berufung an den Unabhängigen Verwaltungssenat anfechtbar sein.

Es war daher spruchgemäß zu entscheiden.

Rechtsmittelbelehrung:

Gegen diesen Bescheid ist kein ordentliches Rechtsmittel zulässig.

Hinweis:

Gegen diesen Bescheid kann innerhalb von sechs Wochen ab seiner Zustellung eine Beschwerde an den Verfassungsgerichtshof und/oder an den Verwaltungsgerichtshof erhoben werden; diese muss - von gesetzlichen Ausnahmen abgesehen - jeweils von einem Rechtsanwalt unterschrieben sein. Für jede dieser Beschwerden ist eine Gebühr von 180 Euro zu entrichten.

Mag. Bissenberger

Beschlagwortung: Ladungsbescheid

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