Unabhängiger Verwaltungssenat
des Landes Oberösterreich
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VwSen-250029/4/Fra/Rl

Linz, 11.11.1991

VwSen - 250029/4/Fra/Rl Linz, am 11.November 1991 DVR.0690392 - &

E r k e n n t n i s

Der unabhängige Verwaltungssenat des Landes Oberösterreich hat durch sein Mitglied Dr. Johann Fragner über die Berufung des E, gegen das Straferkenntnis der Bezirkshauptmannschaft Urfahr-Umgebung vom 16. Juli 1991, Ge96/74/1991-4/91/H, wegen Übertretung des Ausländerbeschäftigungsgesetzes BGBl. Nr. 218/1975, zuletzt geändert durch BGBl.Nr. 36/1991, (im folgenden: AuslBG) zu Recht erkannt:

I. Die gegen das Strafausmaß gerichtete Berufung wird abgewiesen. Die mit dem angefochtenen Straferkenntnis verhängten Strafen (je 5.000 S: insgesamt 10.000 S) werden bestätigt.

II. Der Berufungswerber hat als Kostenbeitrag zum Berufungsverfahren den Betrag von 2.000 S zu leisten.

Rechtsgrundlage Zu I.: § 66 Abs.4 AVG i.V.m. §§ 24, 51, 51e Abs.2, 21 und 19 VStG Zu II.: § 64 Abs.2 VStG Entscheidungsgründe:

Zu Spruchteil I.:

1.1. Die Bezirkshauptmannschaft Urfahr-Umgebung hat über den Beschuldigten als handelsrechtlicher Geschäftsführer der Firma W Ges.m.b.H., mit dem Sitz in F, wegen Übertretung des § 3 Abs.1 i.V.m. § 28 Abs.1 lit.a AuslBG gemäß § 28 leg.cit. eine Geldstrafe von 10.000 S und für den Fall der Uneinbringlichkeit eine Ersatzfreiheitsstrafe von 10 Tagen verhängt, weil er die türkische Staatsangehörige Z S in der Zeit vom 11.2. bis 15.4.1991 und den jugoslawischen Staatsangehörigen N in der Zeit vom 4.2. bis zum 15.4.1991 im Betrieb , beschäftigt hat, obwohl für diese Ausländer keine Beschäftigungsbewilligung erwirkt wurde.

1.2. Ferner wurde ausgesprochen, daß der Bestrafte als Beitrag zu den Kosten des Strafverfahrens den Betrag von 1.000 S, das sind 10% der Strafe, zu leisten hat.

2. Der Berufungswerber bringt vor, daß er in den mehr als 35 Jahren seiner Gewerbeausübung noch nie ein diesbezügliches Strafverfahren hatte und in Anbetracht seiner Gutgläubigkeit bei der Einstellung der ausländischen Arbeitnehmer die Behörde von einer Bestrafung absehen und diese in eine Ermahnung umwandeln möge.

3. Der unabhängige Verwaltungssenat hat erwogen:

3.1. Die gegenständliche Übertretung des Ausländerbeschäftigungsgesetzes wird in objektiver Hinsicht nicht bestritten. Hinsichtlich der subjektiven Tatseite - dem Verschulden des Berufungswerbers - war zu prüfen, ob dem Beschuldigten die Rechtswohltat des § 21 Abs.1 VStG zuerkannt werden kann. Gemäß dieser Bestimmung kann die Behörde ohne weiteres Verfahren von der Verhängung einer Strafe absehen, wenn das Verschulden des Beschuldigten geringfügig ist und die Folgen der Tat unbedeutend sind. Sie kann den Beschuldigten unter Hinweis auf die Rechtswidrigkeit auch ermahnen. Trotz der Verwendung des Wortes "kann", ermächtigt diese Vorschrift die Behörde nicht zur Ermessensübung. Sie ist vielmehr als eine Anordnung zu verstehen, die die Behörde im Rahmen gesetzlicher Gebundenheit ermächtigt, bei Zutreffen der im ersten Satz angeführten Kriterien von einer Strafe abzusehen und bei Zutreffen des im zweiten Satz angeführten weiteren Kriteriums mit einer Ermahnung vorzugehen (vgl. VwGH 28.10.1980, 263, 264/80). Die Schuld des Beschuldigten ist nur dann geringfügig, wenn das tatbildmäßige Verhalten hinter dem in der betreffenden Strafdrohung typisierten Unrechts- oder Schuldgehalt erheblich zurückbleibt (vgl. VwGH vom 14.1.1988, 86/08/0073, u.v.a.). Davon kann jedoch im gegenständlichen Fall aus folgenden Gründen nicht gesprochen werden:

3.2. Wie bereits die Erstbehörde im angefochtenen Straferkenntnis hinweist, konnte geringfügiges Verschulden deshalb nicht erkannt werden, da, obwohl dem Beschuldigten die Bestimmungen des Ausländerbeschäftigungsgesetzes bekannt waren, die Beschäftigung der Ausländer ohne Vorliegen der Beschäftigungsbewilligungen erfolgte.

3.3. Wenn nun der Berufungswerber anführt, daß er nach Rückfragen beim Arbeitsamt einfach davon ausgegangen sei, daß die Ansuchen der Gastarbeiter positiv behandelt würden, so ist dem entgegenzuhalten, daß eine vom Arbeitsamt erteilte Auskunft, die Ansuchen würden positiv erledigt werden, jedenfalls nicht zur sofortigen Arbeitsaufnahme berechtigt. Sollte der Beschuldigte über diesen Umstand Zweifel gehabt haben, so hätte er entsprechende Erkundigungen einholen müssen. Ebenfalls ist der Hinweis auf Gutgläubigkeit bei der Einstellung nicht zielführend, da keine Anhaltspunkte dafür vorliegen, daß der Beschuldigte seiner Verpflichtung als Dienstgeber, sich über betriebswichtige Gesetze in Kenntnis zu setzen und sich an die betreffenden Verwaltungsvorschriften zu halten - wozu er verpflichtet ist -, nicht nachkommen hätte können. Auch die Rechtfertigung des Beschuldigten vom 7. Mai 1991 wie terminliche Gebundenheit durch den Auftrag ist nicht zielführend, da das Ausländerbeschäftigungsgesetz mit seinen strengen Vorschriften die Voraussetzungen der Ausländerbeschäftigung am inländischen Arbeitsmarkt regelt. Eine Umgehung dieser Bestimmung bzw. die unerlaubte Beschäftigung im Sinne des Ausländerbeschäftigungsgesetzes verschafft dem Dienstgeber durch die sofortige Verfügbarkeit des Ausländers gegenüber einem Mitbewerber, welcher sich an die Bestimmungen des Ausländerbeschäftigungsgesetzes und beispielsweise wie vorgeschrieben zuwartet, bis die Beschäftigungsbewilligung tatsächlich erteilt ist, einen Vorteil.

Da es aus den oben genannten Gründen am Tatbestandsmerkmal des "geringfügigen Verschuldens" mangelt, konnte von der Erteilung einer Ermahnung nicht im Sinne des § 21 VStG Gebrauch gemacht werden.

3.4. Im übrigen ist festzustellen, daß die Erstbehörde durch die Verhängung der Mindeststrafe (pro Ausländer 5.000 S) der Unbescholtenheit des Beschuldigten Rechnung getragen hat und auch sonst keine Rechtswidrigkeit bei der Strafbemessung im Sinne des § 19 VStG erkannt werden konnte.

Es war somit spruchgemäß zu entscheiden. Zu II.:

Gemäß § 64 Abs.1 VStG ist in jedem Straferkenntnis und in jeder Entscheidung eines unabhängigen Verwaltungssenates, mit dem ein Straferkenntnis bestätigt wird, auszusprechen, daß der Bestrafte einen Beitrag zu den Kosten des Strafverfahrens zu leisten hat. Gemäß Abs.2 leg.cit. ist dieser Beitrag für das Verfahren erster Instanz mit 10% der verhängten Strafe, für das Berufungsverfahren mit weiteren 20% der verhängten Strafe zu bemessen.

Der Kostenausspruch stützt sich auf die vorhin zitierte gesetzliche Bestimmung.

Rechtsmittelbelehrung:

Gegen diesen Bescheid ist eine weitere Berufung unzulässig.

Hinweis:

Gegen diesen Bescheid kann innerhalb von sechs Wochen ab der Zustellung eine Beschwerde an den Verwaltungsgerichtshof oder an den Verfassungsgerichtshof erhoben werden. Sie muß von einem Rechtsanwalt unterschrieben sein. Für den O.ö. Verwaltungssenat:

Dr. F r a g n e r

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