Unabhängiger Verwaltungssenat
des Landes Oberösterreich
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VwSen-521591/5/Kof/Jo

Linz, 24.04.2007

 

 

 

E R K E N N T N I S

 

Der Unabhängige Verwaltungssenat des Landes Oberösterreich hat durch sein Mitglied Mag. Josef Kofler über die Berufung des Herrn J L vertreten durch Herrn RA Dr. J P, gegen den Bescheid der Bezirkshauptmannschaft Braunau am Inn vom 15.03.2007, VerkR21-98-2007 betreffend Entziehung der Lenkberechtigung u.a., nach Durchführung der mündlichen Verhandlung vom 23.04.2007 einschließlich Verkündung des Erkenntnisses,  zu  Recht  erkannt:

 

Die Berufung wird als unbegründet abgewiesen und der erstinstanzliche  Bescheid  bestätigt.

 

Rechtsgrundlagen:

§§ 24 Abs.1 Z1, 25 Abs.1 und 25 Abs.3 iVm §§ 7 Abs.1 Z1, 7 Abs.3 Z1 und 7 Abs.4 FSG,

      BGBl I/120/1997 zuletzt geändert durch BGBl I/153/2006

§ 32 Abs.1 Z1 FSG

§ 24 Abs.3 FSG

§ 64 Abs.2 AVG

 

 

Entscheidungsgründe:

 

Die belangte Behörde hat mit dem in der Präambel zitierten Bescheid dem/den nunmehrigen Berufungswerber (Bw) gemäß näher bezeichneter Rechtsgrundlagen nach  dem  FSG

 

-          die Lenkberechtigung für die Klassen A und B wegen mangelnder Verkehrszuverlässigkeit entzogen und ausgesprochen, dass für die Dauer  von 3 Monaten – vom 03.02.2007 bis einschließlich 03.05.2007 – keine  neue  Lenkberechtigung  erteilt  werden  darf

-          das Lenken von Motorfahrrädern, vierrädrigen Leichtkraftfahrzeugen und Invalidenkraftfahrzeugen für denselben Zeitraum verboten und

-          verpflichtet, sich innerhalb offener Entziehungsdauer einem Einstellungs- und  Verhaltenstraining  für  alkoholauffällige  Lenker  zu  unterziehen.

 

Einer allfälligen Berufung gegen diesen Bescheid wurde gemäß § 64 Abs.2 AVG  die  aufschiebende  Wirkung  aberkannt.

 

Gegen diesen Bescheid hat der Bw innerhalb offener Frist die begründete Berufung vom 03.04.2007 eingebracht.

 

Hierüber hat der Unabhängige Verwaltungssenat des Landes Oberösterreich (UVS) durch sein nach der Geschäftsverteilung zuständiges Mitglied (§ 67a Abs.1 AVG) erwogen:

 

Am 23.04.2007 wurde beim UVS eine öffentliche mündliche Verhandlung (mVH) durchgeführt, an welcher der Rechtsvertreter des Bw sowie ein Vertreter der belangten Behörde teilgenommen haben.  Aus dem Verfahrensakt sowie dieser mVH ergibt sich nachfolgender entscheidungsrelevanter Sachverhalt:

 

Der Bw lenkte am 03.02.2007 um 03.00 Uhr einen dem Kennzeichen nach näher bestimmten Pkw auf einer näher bezeichneten Straße mit öffentlichem  Verkehr in R.

Anlässlich einer Verkehrskontrolle wurde die Messung der Atemluft mittels Alkomat vorgenommen, welche einen Atemluftalkoholgehalt von (niedrigster Wert) 0,60 mg/l ergeben hat.

 

Der UVS hat mit – im Instanzenzug ergangenen – Erkenntnis (GZ: VwSen-162148) über den Bw wegen der Verwaltungsübertretung nach § 5 Abs.1 iVm § 99 Abs.1a StVO  eine  Geldstrafe  verhängt.

 

Dieses Straferkenntnis wurde am Schluss der mVh verkündet – dies hat die   Wirkung seiner Erlassung; VwGH vom 24.11.2005, 2005/11/0148 vom 16.11.2004, 2004/11/0154;  vom 28.04.2004, 2003/03/0021  und  vom 05.08.2004, 2001/02/0189.

 

Der UVS als Behörde II. Instanz in Angelegenheiten der Entziehung  der Lenkberechtigung  ist  an  diese  rechtskräftige  Entscheidung  gebunden;

VwGH vom 20.9.2001, 2001/11/0237; vom 23.4.2002, 2002/11/0063; vom 8.8.2002, 2001/11/0210;  vom 26.11.2002, 2002/11/0083;  vom 6.7.2004, 2004/11/0046 uva.

 

Diese Bindungswirkung besteht auch dann, wenn gegen den Strafbescheid Beschwerde an den Verwaltungsgerichtshof erhoben wurde oder noch erhoben werden könnte; VwGH vom 18.01.2000, 99/11/0333; vom 20.9.2001, 2001/11/0237; vom 6.7.2004, 2004/11/0046 jeweils mit Vorjudikatur;

 

Gemäß § 24 Abs. 1 Z. 1 FSG ist Besitzern einer Lenkberechtigung, bei denen die Voraussetzungen für die Erteilung der Lenkberechtigung nicht mehr gegeben sind, von der Behörde entsprechend den Erfordernissen der Verkehrssicherheit die Lenkberechtigung  zu  entziehen.

 

Gemäß § 25 Abs. 1 FSG ist bei der Entziehung auch auszusprechen, für welchen Zeitraum  die  Lenkberechtigung  entzogen  wird.

Dieser  ist  aufgrund  der  Ergebnisse  des  Ermittlungsverfahrens  festzusetzen.

 

Gemäß § 25 Abs. 3 FSG ist bei einer Entziehung wegen mangelnder Verkehrszuverlässigkeit (§ 7) eine Entziehungsdauer von mindestens drei Monaten festzusetzen.   Wurden begleitende Maßnahmen gemäß § 24 Abs. 3 leg.cit. angeordnet,  so  endet  die  Entziehungsdauer  nicht  vor  Befolgung  der  Anordnung.

 

Gemäß § 7 Abs.1 Z1 FSG gilt eine Person als verkehrszuverlässig, wenn nicht aufgrund erwiesener bestimmter Tatsachen (Abs. 3) und ihrer Wertung (Abs. 4) angenommen werden muss, dass sie wegen ihrer Sinnesart beim Lenken von KFZ die Verkehrssicherheit insbesondere durch Trunkenheit gefährden wird.

 

Gemäß § 7 Abs. 3 Z1 FSG hat als bestimmte Tatsache im Sinne des Abs. 1 leg.cit. zu gelten, wenn jemand ein KFZ gelenkt und hiebei eine Übertretung gemäß (§ 5 i.V.m.) § 99 Abs. 1a StVO begangen hat.

 

Gemäß § 7 Abs. 4 FSG sind für die Wertung der in Abs. 3 leg.cit. beispielsweise angeführten Tatsachen deren Verwerflichkeit, die Gefährlichkeit der Verhältnisse unter denen sie begangen wurden, die seither verstrichene Zeit und das Verhalten während  dieser  Zeit  maßgebend.

 

Nach ständiger Rechtsprechung des Verwaltungsgerichtshofes bilden bei der Beurteilung der Verkehrszuverlässigkeit (allfällige) berufliche, wirtschaftliche, persönliche und familiäre Nachteile, welche mit der (Dauer der) Entziehung der Lenkberechtigung  verbunden  sind,   kein  wie  immer  geartetes  Beweisthema;

Erkenntnisse v. 30.5.2001, 2001/11/0081; vom 23.4.2002, 2000/11/0182;

vom 11.4.2002, 99/11/0328; vom 28.9.1993, 93/11/0142 mit Vorjudikatur;

vom 25.2.2003, 2003/11/0017; vom 4.10.2000, 2000/11/0176

 

Bei der Entziehung der Lenkberechtigung handelt es sich um keine Strafe, sondern eine administrative Maßnahme zum Schutz der anderen Verkehrsteilnehmer oder sonstiger  Rechtsgüter  vor  verkehrsunzuverlässigen  KFZ-Lenkern;

VfGH vom 14.3.2003, G203/02; vom 11.10.2003, B1031/02; vom 26.2.1999, B 544/97

VwGH vom 18.3.2003, 2002/11/0062; vom 22.11.2002, 2001/11/0108;

             vom 23.4.2002, 2000/11/0184; vom 22.2.2000, 99/11/0341 mit Vorjudikatur

             vom 6.4.2006, 2005/11/0214

 

Personen, welche nicht iSd § 7 leg.cit. verkehrszuverlässig sind, ein Motorfahrrad, ein vierrädriges Leichtkraftfahrzeug oder ein Invalidenkraftfahrzeug zu lenken, hat die Behörde gemäß § 32 Abs.1 Z1 FSG das Lenken eines derartigen KFZ ausdrücklich  zu  verbieten.

 

Gemäß § 24 Abs.3 Z3 FSG ist eine Nachschulung anzuordnen, wenn jemand ein KFZ in einem durch Alkohol beeinträchtigten Zustand – Alkoholisierungsgrad: 0,60 mg/l oder  mehr  (= Verwaltungsübertretung  nach  § 99 Abs.1 oder 1a StVO)  –  lenkt.

 

Zusammenfassend  ist  gemäß  den  oa.  Rechtsauführungen  festzustellen:

Lenkt jemand in einem durch Alkohol beeinträchtigten Zustand (Alkoholisierungsgrad: 0,60 mg/l  oder  mehr)  ein  KFZ,  so  ist

-          die Lenkberechtigung für die Dauer von (mindestens) 3 Monaten zu entziehen

-          das Lenken von Motorfahrrädern, vierrädrigen Leichtkraftfahrzeugen und Invalidenkraftfahrzeugen  für  denselben  Zeitraum  zu  verbieten   und

-          eine Nachschulung (Einstellungs- und Verhaltenstraining für alkoholauffällige Lenker)  anzuordnen;

VwGH vom 24.06.2003, 2003/11/0141.

 

Die  belangte  Behörde  hat  daher  völlig  zu  Recht  dem/den  Bw

-          die Lenkberechtigung für die Dauer von 3 Monaten, vom 03.02.2007 bis einschließlich  03.05.2007,  entzogen

-          das Lenken von Motorfahrrädern, vierrädrigen Leichtkraftfahrzeugen und Invalidenkraftfahrzeugen  für  denselben  Zeitraum  verboten    und

-          verpflichtet, eine Nachschulung (Einstellungs- und Verhaltenstraining für alkoholauffällige  Lenker)  zu  absolvieren.

 

Die Behörde kann iSd § 64 Abs. 2 AVG die aufschiebende Wirkung einer Berufung immer dann ausschließen, wenn die Lenkberechtigung wegen mangelnder Verkehrszuverlässigkeit  entzogen  wird;

siehe die in Walter-Thienel, Verwaltungsverfahren, 2. Auflage, E24 zu § 64 AVG (Seite 1222f)  zitierten  zahlreichen  VwGH-Entscheidungen   

 

Es war daher die Berufung als unbegründet abzuweisen, der erstinstanzliche Bescheid  zu  bestätigen  und  spruchgemäß  zu  entscheiden. 

 

Rechtsmittelbelehrung:

Gegen diesen Bescheid ist kein ordentliches Rechtsmittel zulässig.

 

 

 

 

Hinweis:

Gegen diesen Bescheid kann innerhalb von sechs Wochen ab seiner Zustellung eine Beschwerde an den Verfassungsgerichtshof und/oder an den Verwaltungsge­richts­hof erhoben werden; diese muss - von gesetzlichen Ausnahmen abgesehen - jeweils von einem Rechtsanwalt unterschrieben sein.

Für jede dieser Beschwerden ist eine Gebühr von 180 Euro zu entrichten.

 

Mag. Kofler

 

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