Unabhängiger Verwaltungssenat
des Landes Oberösterreich
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VwSen-540512/2/Gf/Gam

Linz, 26.09.2005

 

 

 

VwSen-540529/2/Gf/Gam VwSen-540547/2/Gf/Gam

VwSen-540558/2/Gf/Gam VwSen-540578/2/Gf/Gam VwSen-540579/2/Gf/Gam

VwSen-540605/2/Gf/Gam VwSen-540619/2/Gf/Gam    

 

 

                                                    E R K E N N T N I S

 

 

Der Unabhängige Verwaltungssenat des Landes Oberösterreich hat durch sein Mitglied Dr. Grof über die Berufungen der Fa. J G Vieh-Fleisch-GmbH, vertreten durch die RAe Dr. H und Dr. H, gegen die Bescheide der Oö. Landes­regierung

1. vom 21. Juni 2005, Zl. Vet-220179/1-2005-W/Ro,

2. vom 19. Juli 2005, Zl. Vet-220195/1-2005-W/Ro,

3. vom 11. Juni 2004, Zl. Vet-220004/5909-2004-W/Ro,

4. vom 13. Juli 2004, Zl. Vet-220004/6155-2004-W/Pay,

5. vom 17. September 2004, Zl. Vet-220012/1-2004-W/Ro,

6. vom 11. August 2004, Zl. Vet-220004/6425-2004-W/Pay,

7. vom 13. Oktober 2004, Zl. Vet-220025/1-2004-W/Pay, und

8. vom 17. August 2005, Zl. Vet-220214/1-2005-W/Pay,

wegen der Vorschreibung von Gebühren für die Schlachttier- und Fleischunter­suchung, zu Recht erkannt:

 

Den Berufungen wird insoweit stattgegeben, als die Gebührenvorschreibung

– zu 1. (März 2005) von insgesamt 32.114,88 Euro auf 26.525,51 Euro,

– zu 2. (für April 2005) von insgesamt 29.696,32 Euro auf 24.653,90 Euro,

– zu 3. (für März 2004) von insgesamt 30.101,60 Euro auf  19.018,86 Euro,

– zu 4. (für April 2004) von insgesamt 25.598,52 Euro auf 21.412,18 Euro,

– zu 5. (für Juni 2004) von insgesamt 28.372,16 Euro auf 23.649,52 Euro,

– zu 6. (für Mai 2004) von insgesamt 24.367,03 Euro auf 20.341,78 Euro,

– zu 7. (für Juli 2004) von insgesamt 27.501,12 Euro auf 23.017,96 Euro und

– zu 8. (für Mai 2005) von insgesamt 32.532,27 Euro auf 26.569,25 Euro

herabgesetzt wird; im Übrigen werden die Berufungen hingegen als unbegründet abgewiesen und die angefochtenen Bescheide bestätigt.

 

Rechtsgrundlage:

§ 212 OöLAO

 

 

Entscheidungsgründe:

 

 

1.1. Mit den o.a. Bescheiden der Oö. Landesregierung wurden der Beschwerde­führerin für die Durchführung von Schlachttier- und Fleischuntersuchungen, Trichinenbeschau bei Schweinen und Kontrollunter­such­ungen im Zeitraum März 2005 die auf Grund des Oö. Fleischuntersuchungsgebührengesetzes, LGBl. Nr. 79/1996, zuletzt geändert durch LGBl.Nr. 84/2002 (im Folgenden: FlUGG), i.V.m. der Oö. Fleischuntersuchungsgebühren-Verordnung, LGBl.Nr. 116/1996, zuletzt geändert durch LGBl.Nr. 133/2001 (im Folgenden: FlUGV), fälligen Gebühren vorge­schrieben.

 

Begründend wurde dazu im Wesentlichen ausgeführt, dass nach den EU-Richtlinien die Gebühren grundsätzlich in einer bestimmten Höhe festgelegt seien, die Mitgliedstaaten jedoch höhere Gebühren vorschreiben könnten, wenn deren Kosten tatsächlich höher seien. Dies habe auch der Verwaltungsgerichtshof in seinem Erkenntnis vom 20. November 2002, 2002/17/0203, festgehalten.

 

Überdies sei in diesem Zusammenhang durch ein im Auftrag der belangten Behörde erstelltes "Gutachten zur Höhe der Fleischuntersuchungsgebühren in Ober­österreich" der (bescheidmäßig bestellten nichtamtlichen) Sachverständigen "KPMG A-Treuhand GmbH" vom September 2004 (im Folgenden: [KPMG-]Gutachten [der Sachverständigen]) festgestellt worden, dass bei betriebswirtschaftlicher Betrachtung der nach den EU-Richtlinien festgelegte Gebührensatz insgesamt sogar zu niedrig bemessen sei. Denn die in der FlUGV mit 2,17 Euro verankerten Gebühren lägen deutlich unter den tatsächlichen Kosten der Fleischuntersuchung in Oberösterreich in Höhe von 2,62 Euro. Schließlich sei überdies ein 20%iger Abschlag für Schlachtbetriebe mit einer Schlachtkapazität von mehr als 50 Schweinen pro Stunde berücksichtigt worden.

 

Da mit diesem Gutachten der Umstand, dass die in der FlUGV festgesetzten Gebühren keines­falls über den tatsächlichen Kosten liegen, zweifelsfrei habe nachgewiesen werden können, liege sohin auch kein Widerspruch zu EU-rechtlichen Bestimmungen vor.

 

1.2. Gegen diese Bescheide richten sich die vorliegenden Berufungen.

 

Darin wird eingewendet, dass das KPMG-Gutachten in inhaltlicher Hinsicht zahlreiche Mängel aufweise und dieses auf zweifelhaften Annahmen basiere, sodass es insgesamt als zur Begründung und Rechtfertigung der Höhe der vorgeschriebenen Fleischuntersuchungsgebühr ungeeignet erscheine. In diesem Zusammenhang wird auf eine im Auftrag des "Landesgremiums des Vieh- und Fleischhandels Oberösterreich" erarbeitete Stellungnahme der "L+L GmbH&CoKG" vom April 2005, ergänzt durch das Schreiben vom 10. Mai 2005 (im Folgenden: [L-] Stellungnahme), zum KPMG-Gutachten verwiesen.

 

In dieser wird zunächst ausgeführt, dass bei der Berechnung der Personalkosten eines Tierarztes im Zusammenhang mit deren kollektivvertraglicher Einstufung zu Unrecht die Verwendungsgruppe VI des Bundeskollektivvertrages für Angestellte im Fleischergewerbe herangezogen worden sei, obwohl diese im Zusammenhang mit der Fleischuntersuchung nur einen Teil ihrer umfassenden Kenntnisse und Erfahrungen benötigen würden; abgesehen davon, dass den Fleischunter­suchungstierärzten bei dieser Tätigkeit keine unternehmensleitende Stellung zukomme, die ihre nunmehrige Höherreihung in die Verwendungsgruppe VI – anstelle in die Verwendungsgruppe V, wo Tierärzte ausdrücklich erwähnt werden – rechtfertige, hätte jedenfalls dieser Anteil der Überqualifikation vorweg entsprechend herausgerechnet werden müssen, sodass insgesamt nicht ein Stundensatz von 77,24 Euro, sondern lediglich ein solcher von 56,99 Euro resultiere – ganz abgesehen davon, dass am freien Markt Tierarztleistungen von privaten Unternehmen bereits zu einem Stundensatz von 35,00 Euro angeboten würden.

 

Außerdem sei nicht nachvollziehbar, weshalb nunmehr – abweichend von früheren Annahmen der Sachverständigen – bloß von einer durchschnittlichen Unter­suchungsgeschwindigkeit von 40 (anstelle früher: 50) Schweinen pro Stunde ausgegangen werde, wodurch eine Erhöhung der durchschnittlichen Stundenkosten von 1,60 Euro auf 2,00 Euro resultiere, wobei nicht unerwähnt bleiben dürfe, dass die verordnungsmäßig festgesetzte Höchstzahl von 50 Schweinen pro Stunde tatsächlich häufig überschritten (und nicht selten die Zahl 70 erreicht) werde.

 

In gleicher Weise entbehrten auch die geänderten Ansätze hinsichtlich der Position "Sonstige Kosten", die bei den befragten Tierärzten zwischen 0,00 Euro und 8.003,00 Euro lägen, der prozentuellen Auslastung als Fleischuntersuchungsorgan (nunmehr bloß 37,36% gegenüber früher 65%), der geringeren Arbeitsge­schwindigkeit der Trichinenuntersucher (50 gegenüber 70 Schweinen pro Stunde) und deren gesonderte, mit dem gleichen Stundentarif wie für die Untersuchungs­tätigkeit angesetzte Wegekostenentschädigung in Höhe von 14% einer sachlichen Begründung.

 

Schließlich hätten im Zusammenhang mit den Kosten der Fleischuntersuchungs- und Ausgleichskasse einerseits mangels unmittelbarer Zuordenbarkeit weder die Forderungsabschreibungen noch die Rechts- und Beratungsaufwendungen berücksichtigt werden dürfen, während dem gegenüber bei der Berechnung des Verwaltungskostenanteils für die Schweine eine Gewichtung der einzelnen Tierarten nach deren Kostenverursachung vorzunehmen gewesen wäre.

 

Als allgemeiner methodischer Mangel müsse auch noch angemerkt werden, dass – von einer teilweise missverständlichen bzw. widersprüchlichen Fragestellung abgesehen – die Umfragebeantwortung der Tierärzte nicht  (z.B. durch eine Überprüfung einzelner Belege) wenigstens einer stichprobenartigen Kontrolle unterzogen worden sei.

 

Aus allen diesen Gründen wird daher beantragt, den angefochtenen Bescheid insoweit abzuändern, als keine höheren als die Gemeinschaftsgebühren vorgeschrieben werden und demgemäß die geforderte Einbringung dieses Differenzbetrages auszusetzen.

 

 

2. Der Oö. Verwaltungssenat hat Beweis erhoben durch Einsichtnahme in die Akten des Amtes der Oö. Landesregierung, aus denen sich der – auch von Berufungswerberin unbestritten gebliebene – entscheidungswesentliche Sachverhalt vollständig ermitteln ließ, sowie durch Heranziehung des vorangeführten Sachverständigengutachtens und der hiezu ergangenen Stellungnahmen der Rechtsmittelwerberin.

 

 

3. In der Sache selbst hat der Unabhängige Verwaltungssenat erwogen:

 

3.1. Nach Art. 129a Abs. 1 Z. 3 B-VG iVm. § 8 Abs. 1 FlUGG ist der Oö. Ver­waltungssenat Abgabenbehörde in zweiter Instanz; soweit im FlUGG nicht anderes bestimmt ist, findet für das Verfahren die OöLAO Anwendung (§ 8 Abs. 2 FlUGG).

 

Die Höhe der Gebühren ist gemäß § 2 Abs. 1 FlUGG nach der FlUGV festzusetzen; die mit dem angefochtenen Bescheid festgelegten Gebührensätze entsprechen – was auch von der Beschwerdeführerin nicht in Zweifel gezogen wurde – der FlUGV.

 

3.2. Gemäß Art. 5 Abs. 1 der Richtlinie 85/73/EWG (vgl. die Kodifizierung durch die RL 96/43/EG; im Folgenden: RL 85/73/EWG) werden die Gemeinschaftsgebühren in der Weise festgelegt, dass sie die Löhne und Sozialabgaben der Untersuchungs­stelle sowie die für die Durchführung der Untersuchungen und Kontrollen entstehenden Verwaltungskosten, denen noch die Kosten der Fortbildung des Untersuchungs­personals hinzugerechnet werden können, abdecken. Nach Art. 5 Abs. 3 RL 85/73/EWG können die Mitgliedstaaten aber auch – unbeschadet der Wahl jener Behörde, die zur Erhebung der Gemeinschafts­gebühr ermächtigt ist – insoweit einen höheren Betrag als die Gemeinschafts­gebühren einheben, als die erhobene Gesamtgebühr die tatsächlichen Untersuchungskosten nicht überschreitet.

 

Unter dem Aspekt, dass die Festlegung einer Gemeinschaftsgebühr für veterinär- und hygienerechtliche Kontrollen primär den Zweck der Schaffung gleichartiger Wettbewerbsbedingungen in den einzelnen EU-Mitgliedstaaten verfolgt[1], ist jedoch an die durch Art. 5 Abs. 3 RL 85/73/EWG geschaffene Möglichkeit der Gebühren­erhöhung grundsätzlich ein strenger Maßstab anzulegen. Dies derart, dass aus der Formulierung „sofern die erhobene Gesamtgebühr die tatsächlichen Untersuchungs­kosten nicht überschreitet“ im Art. 5 Abs. 3 RL 85/73/EWG nach Auffassung des Oö. Verwaltungssenates gleichzeitig folgt, dass jener Mitgliedstaat, der höhere Gebühren festlegt, diese Regelung als ausschließlich durch höhere Kosten iSd. Art. 5 Abs. 1 RL 85/73/EWG bedingt nachzuweisen hat.

 

Dies deckt sich im Ergebnis auch mit der vom Verwaltungsgerichtshof in seinem Erkenntnis vom 20. November 2002, Zl. 2000/17/0203, geäußerten Rechts­auf­fassung, wo der VwGH unter Hinweis auf entsprechende Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofes davon ausgeht, dass die RL 85/73/EWG zwar nicht unmittelbar anwendbar ist, aber eine Höchstgrenze derart bildet, dass der Betroffene einer höheren Vorschreibung als der gemeinschafts­rechtlichen Pauschalgebühr dann und insoweit widersprechen kann, wenn diese Überhöhung seitens der Behörde nicht entsprechend belegt werden kann. Umgekehrt folgt daraus, dass die Abgabenbehörde keine höhere als die solcherart sachlich begründbare Gebühr festsetzen darf, und zwar auch dann nicht, wenn dies in Gesetzen oder Verordnungen entsprechend festgelegt wäre; der RL 85/73/EWG kommt dem gemäß eine materielle, entgegenstehende Gesetze und Verordnungen zurückdrängende Bindungswirkung zu.

 

3.3. In diesem Zusammenhang resultiert als Sukkus des im Zuge des erstinstanzlichen Ermittlungsverfahrens eingeholten KPMG-Gutachtens, dass die im Vergleich zur RL 85/73/EWG höheren Gebührensätze der FlUGV dadurch bedingt sind, dass in Oberösterreich einerseits ausschließlich Tierärzte zur Fleischuntersuchung herangezogen werden und andererseits die Verrechnung mit diesen nicht direkt, sondern über einen eigenständigen Verwaltungsträger (die Fleischuntersuchungs- und Ausgleichskasse, im Folgenden: FlUAK) erfolgt.

 

Wie der Oö. Verwaltungssenat – beginnend mit VwSen-540089 vom 16. März 2004 –in zahlreichen Entscheidungen dargetan hat, hindert die RL 85/73/EWG einen Mitgliedstaat nicht schon von vornherein daran, vergleichsweise höher- oder gar überqualifizierte Fachkräfte zur Fleischuntersuchung heranzuziehen (so nunmehr auch explizit VwGH v. 24. Jänner 2005, Zl. 2003/17/0226) und in diesem Zusammenhang eine eigenständige Verrechnungsstelle einzurichten; die solcherart höheren Kosten müssen jedoch nachweisbar ausschließlich durch die Untersuchung selbst begründbar sein. Die Beweislast trifft dabei offenkundig jene Behörde, die die vergleichsweise höheren Gebühren vorschreibt, also die Oö. Landesregierung.

 

3.3.1. Soweit es die von der Abgabenbehörde für die Trichinenuntersuchung mit 0,33 Euro pro Schlachttier ermittelten Kosten betrifft, hält dem die Rechtsmittelwerberin unter Hinweis auf die L-Stellungnahme entgegen, dass man unter Beachtung des Umstandes, dass sich das KPMG-Gutachten ausschließlich auf Großbetriebe bezieht, konsequenterweise von einer Untersuchungskapazität von 70 (anstelle von bloß 50) Schweinen pro Stunde auszugehen habe. Demnach käme man nur auf einen Stundensatz von 0,21 Euro.

 

Die Annahme der Sachverständigen, dass dann, wenn in Großbetrieben 50 bis 60 Schweine pro Stunde untersucht werden können, dieser Wert im Durchschnitt nicht erreicht werden kann, wenn man auch Schlachtbetriebe mit geringerer Kapazität einbezieht, erscheint nicht schon deshalb als nicht plausibel, weil sich die Untersuchung der KPMG tatsächlich nur auf Großbetriebe bezogen hat, sondern liegt gerade im Gegenteil durchaus auf der Hand; im Übrigen handelt es sich diesbezüglich auch nicht um einen substantiierten Gegenbeweis der Rechtsmittelwerberin, sondern – wie sie letztlich selbst eingesteht – bloß um ein nicht näher belegtes Bestreiten.

 

Dem gegenüber trifft das Argument der Berufungswerberin, dass hinsichtlich der Ermittlung des Anteils der Wegekostenentschädigung die Anzahl der jährlich insgesamt zurückgelegten Fahrtkilometer (936.306) durch die Summe der Tierärzte und Trichinenbeschauer (also durch 357 anstatt durch 282) zu teilen ist, zu.

 

Insgesamt resultiert demnach bei Zugrundelegung einer durchschnittlichen Beschaurate von (bloß) 50 Schweinen pro Stunde und einer Wegekostenent­schädigung von (lediglich) 10,8% für die Trichinenbeschau ein tatsächlicher Aufwand von 0,32 Euro (vgl. dazu auch die Darstellung in Beilage II, Spalte 3, zur L-Stellungnahme) bzw. 0,26 Euro (bei Fließbandbetrieben) pro Schlachttier.

 

3.3.2. Hinsichtlich des von der KPMG ermittelten Verwaltungskostenanteils der FlUAK in Höhe von 0,29 Euro pro Schlachttier wird seitens der Rechtsmittelwerberin nicht dargetan, weshalb in diesem Zusammenhang Positionen "Forderungs­abschreibungen" oder "Rechts- und Beratungsaufwendungen" nicht in Ansatz gebracht werden dürfen, sondern nur dargestellt, inwieweit sich deren Nichteinbeziehung aufwandsminimierend auswirken würde (was wiederum zu einer niedrigeren Gebührenvorschreibung zu führen hätte).

 

Es ist ihr damit aber schon im Ansatz nicht gelungen, dem Sachverständigengutachten auf gleicher fachlicher Ebene entgegenzutreten; vielmehr liegt auch diesbezüglich bloß ein unsubstantiiertes Bestreiten vor.

 

Daher sieht der Oö. Verwaltungssenat keine Veranlassung, den mit 0,29 Euro pro Schlachttier ermittelten tatsächlichen Verwaltungskostenanteil in Zweifel zu ziehen.

 

3.3.3. Hinsichtlich der Angemessenheit der Höhe der Kosten eines Fleischunter­suchungstierarztes erscheint dem Oö. Verwaltungssenat (auch im Hinblick auf das bereits zuvor angeführte Erkenntnis des Verwaltungsgerichtshofes vom 24. Jänner 2005, Zl. 2003/17/0226) ein Abstellen auf den "Bundeskollektivvertrag für Angestellte im Fleischergewerbe vom 1. September 2002" (in der Fassung vom 1. Juli 2004, im Folgenden: KV), grundsätzlich als zielführend.

 

Diesbezüglich wurde im Gutachten zwar schlüssig ermittelt, dass insoweit ein Stundensatz von 77,24 Euro anzusetzen sei. Allerdings liegt diesem Ergebnis die Einreihung der Tierärzte in die Verwendungsgruppe VI des KV zu Grunde. Diese Qualifikation ist jedoch schon deshalb unzutreffend, weil der Kollektivvertrag selbst davon ausgeht, dass Tierärzte in die niedrigere Gehaltsansätze aufweisende Verwendungsgruppe V einzureihen sind (vgl. S. 17). Dass aber in diesem Zusammenhang auch auf deren Tätigkeit im Zusammenhang mit der Fleischuntersuchung, die sie nach dem KPMG-Gutachten faktisch zu mehr als einem Drittel in Anspruch nimmt, ausreichend Bedacht genommen wurde, kann wohl nicht ernsthaft bezweifelt  werden.

 

Davon ausgehend resultiert aber unter Zugrundelegung der in der Anlage A, rechte Spalte, zur Stellungnahme vom 10. Mai 2005 angestellten Berechnung, modifiziert durch die zwischenzeitlich mit Wirkung vom 1. Juli 2004 valorisierten kollektiv­vertraglichen Werte und – in Konsequenz der Heranziehung eines Angestelltentarifs (anstelle eines kalkulatorischen Unternehmerlohnes) – unter Außerachtlassung eines Ansatzes für Verdienstentgang, bloß ein Stundenhonorar von 57,83 Euro (anstelle von 77,24 Euro).

 

Hinsichtlich der durchschnittlichen Schlachtkapazität wurden von der Rechtsmittel­werberin Beweise dafür, dass die verordnungsmäßig festgelegte Höchstzahl von 50 Schweinen pro Stunde tatsächlich häufig überschritten und sogar die Zahl 70 erreicht werde, zwar in Aussicht gestellt, tatsächlich aber auch mit der gegen­ständlichen Berufung nicht vorgelegt. Es ist ihr daher insoweit nicht gelungen, dem von der Sachverständigen nunmehr auf Grund einer repräsentativen Befragung ermittelten Durchschnittswert von 40,32 Schweinen pro Stunde auf gleicher fachlicher Ebene entgegenzutreten.

 

Im Ergebnis resultiert somit als nachvollziehbarer Tierarztkostenanteil ein Betrag in einer Höhe von 1,43 Euro (57,83 : 40,32), der im Falle eines Fließbandbetriebes um 20% zu vermindern ist (1,14 Euro).

 

3.3.4. Dies zu Grunde legend kann daher unter jeweiliger Einbeziehung eines Verwaltungskostenanteils in Höhe von 0,29 Euro eine Gebühr in Höhe von insgesamt 1,75 Euro (mit Trichinenuntersuchung) bzw. 1,69 Euro (mit Trichinen­untersuchung bei Fließbandbetrieben [wie im vorliegenden Fall]) bzw. 1,43 Euro (ohne Trichinenuntersuchung) pro Schlachttier als plausibel angesehen werden.

 

3.3.5. Geht man von diesen Gebührensätzen aus, ergeben sich für die vorliegenden Fälle folgende Berechnungen der Vorschreibungen:

 

 

3.3.5.1. März 2005 (Gesamtvorschreibung laut Bescheid erster Instanz:

32.114,88 Euro):

 

 

Menge

Art

Gebühr (Euro)

48

Kontrolluntersuchungen C2

680,16

11.500

Schweine

16.445,00

11.500

Trich. Verdauungsmethode

2.990,00

1.592

Ausgewachsene Rinder

6.253,39

46

Jungrinder

92,37

16

Mindestgebühren gem, § 1 (2) OöFlUGV

156,96

Summe

 

26.525,51

 

3.3.5.2. April 2005 (Gesamtvorschreibung laut Bescheid erster Instanz:

29.696,32 Euro):

 

Menge

Art

Gebühr (Euro)

40

Kontrolluntersuchungen C2

566,80

10.549

Schweine

15.085,07

10.549

Trich. Verdauungsmethode

2.742,74

1.526

Ausgewachsene Rinder

5.994,12

49

Jungrinder

98,40

13

Mindestgebühren gem. § 1 (2) OöFlUGV

127,53

2

Mindestgebühren gem. § 1 (2) OöFlUGV mit 100% Zuschlag

39,24

Summe

 

24.653,90

 

3.3.5.3. März 2004 (Gesamtvorschreibung laut Bescheid erster Instanz:

30.101,60 Euro):

 

Menge

Art

Gebühr

40

Kontrolluntersuchungen C2

566,80

10.282

Schweine

14.703,26

10.282

Trich. Verdauungsmethode

2.673,32

1.819

Ausgewachsene Rinder

977,09

49

Jungrinder

98,39

Summe

 

19.018,86

 

3.3.5.4. April 2004 (Gesamtvorschreibung laut Bescheid erster Instanz:

25.598,52 Euro):

 

Menge

Art

Gebühr

48

Kontrolluntersuchungen C2

680,16

8.758

Schweine

12.523,94

8.758

Trich. Verdauungsmethode

2.277,08

1.490

Ausgewachsene Rinder

5.852,69

39

Jungrinder

78,31

Summe

 

21.412,18

 

3.3.5.5. Juni 2004 (Gesamtvorschreibung laut Bescheid erster Instanz:

28.372,16 Euro):

 

Menge

Art

Gebühr

38

Kontrolluntersuchungen C2

538,46

9.880

Schweine

14.128,40

9.880

Trich. Verdauungsmethode

2.568,80

1.617

Ausgewachsene Rinder

6.351,61

31

Jungrinder

62,25

Summe

 

23.649,52

 

3.3.5.6. Mai 2004 (Gesamtvorschreibung laut Bescheid erster Instanz:

24.367,03 Euro):

 

Menge

Art

Gebühr

38

Kontrolluntersuchungen C2

538,46

8.421

Schweine

12.042,03

8.421

Trich. Verdauungsmethode

2.189,46

1.396

Ausgewachsene Rinder

5.483,48

44

Jungrinder

88,35

Summe

 

20.341,78

 

3.3.5.7. Juli 2004 (Gesamtvorschreibung laut Bescheid erster Instanz:

14.290,98 Euro):

 

Menge

Art

Gebühr

50

Kontrolluntersuchungen C2

708,50

9.379

Schweine

13.411,97

9.379

Trich. Verdauungsmethode

2.438,54

1.629

Ausgewachsene Rinder

6.398,70

30

Jungrinder

60,25

Summe

 

23.017,96

 

3.3.5.8. Mai 2005 (Gesamtvorschreibung laut Bescheid erster Instanz:

32.532,27 Euro):

 

Menge

Art

Gebühr

34

Kontrolluntersuchungen C2

481,78

11.963

Schweine

17.107,09

12.023

Trich. Verdauungsmethode

3.125,98

1.437

Ausgewachsene Rinder

5.644,54

41

Jungrinder

82,33

9

Mindestgebühren gem. § 1 (2) OöFlUGV

88,29

2

Mindestgebühren gem. § 1 (2) OöFlUGV mit 100% Zuschlag

39,24

Summe

 

26.569,25

 

4.1. Aus allen diesen Gründen war daher der gegenständlichen Berufung gemäß § 212 Abs. 2 OöLAO insoweit stattzugeben, als die Gebührenvorschreibung wie aus dem Spruch ersichtlich herabgesetzt wird.

 

4.2. Zur Entscheidung über den darüber hinaus gestellten Antrag auf Aussetzung der Einhebung des festgesetzten Gebührenbetrags ist (vorläufig) nicht der Oö. Verwal­tungs­senat, sondern (zunächst) die Oö. Landesregierung als Abgabenbehörde erster Instanz zuständig.

 

Rechtsmittelbelehrung:

 

Gegen  diesen Bescheid ist kein ordentliches Rechtsmittel zulässig.

 

Hinweis:

 

1.       Gegen diesen Bescheid kann innerhalb von sechs Wochen ab seiner Zustellung eine Beschwerde an den Verfassungsgerichtshof und/oder an den Verwaltungsgerichtshof erhoben werden; diese muss - von gesetzlichen Ausnahmen abgesehen - jeweils von einem Rechtsanwalt unterschrieben sein. Für jede dieser Beschwerden ist eine Gebühr von 180 Euro  zu entrichten.

 

2.       Im Verfahren sind Gebühren in Höhe von 104 Euro angefallen; ein entsprechender Zahlschein liegt bei.

 

 

 

Dr.  G r o f

 



[1] Vgl. die fünfte Begründungserwägung zur RL 96/43/EG vom 26. Juni 1996 zur Änderung und Kodifizierung der RL 85/73/EWG: „Diese Untersuchungen und Gesundheitskontrollen werden in den einzelnen Mitgliedstaaten in unterschiedlicher Art und Weise durchgeführt; sie werden insbesondere über Gebühren finanziert, die unterschiedlich hoch sein können. Diese Diskrepanzen können sich auf den Wettbewerb zwischen den verschiedenen Produktionen auswirken, die überwiegend unter eine gemeinsame Marktorganisation fallen. Bei den Einfuhren lebender Tiere aus Drittländern in die Gemeinschaft kann die Tatsache, dass den Wirtschaftsteilnehmern unterschiedlich hohe Gebühren auferlegt werden, zu Verkehrsverlagerungen führen. Um dies zu verhindern, sind harmonisierte Regeln für die Finanzierung dieser Untersuchungen und Kontrollen vorzusehen. Diese Untersuchungen und Kontrollen fallen in den Zuständigkeitsbereich des Staates; um ihre Finanzierung sicherzustellen, sollten jedoch die Wirtschaftsteilnehmer eine Gebühr entrichten.

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